
Sensationsfund in Stein: Wallensteins Heerlager größer als gedacht
Es ist eine archäologische Sensation. Bei Grabungen in Stein im Landkreis Fürth haben Forscherinnen und Forscher neue Erkenntnisse über das Leben in einem der größten Heerlager des Dreißigjährigen Krieges gewonnen. Allerdings gäbe ein Grab weiterhin Rätsel auf, teilte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München mit.
Stefanie Berg (Leiterin der Abteilung Bodendenkmalpflege): «Die erste große Überraschung war, bei den Grabungen überhaupt mitten im Heerlager Wallensteins zu landen.»
Die Grabungen waren wegen eines Neubaugebiets im Westen der Stadt nötig geworden. Dabei stießen die Fachleute auf Überreste des Lagers. Nun sei klar, dass sich das Lager weiter nach Süden erstreckt hat als bisher angenommen, sagte Stefanie Berg weiter.
Ein Lager mit gewaltigen Ausmaßen
Der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein will die Schweden in Mittelfranken besiegen. Die haben sich in Nürnberg verschanzt. Er baut 1632 westlich der Rednitz ein gewaltiges Heerlager. Es verlief das mit einer Gesamtlänge von mehr als 16 Kilometern durch die heutigen Orte Zirndorf und Oberasbach im Landkreis Fürth. Dort lebten etwa 50.000 Soldaten, 15.000 Pferde und 30.000 weiteren Menschen wie Familienangehörige, Händler, Gaukler oder Prostituierte.
Wie die Menschen im Lager gelebt haben, davon erzählen Alltagsgegenstände wie Nägel, Scheren, Messer, Nadeln, Textilreste, Silberdraht und ein Fingerhut. Die Artefakte hat das Grabungsteam gefunden. Die Fachleute fanden auch Depots für Metallteile wie Radreifen.
Ein namensloses Grab – Zu wem könnte es gehören?
Einen ungewöhnlichen Fund machten die Archäologinnen und Archäologen am Lagerrand: Dort stießen sie laut Landesamt auf ein Grab. Darin liegt eine junge Frau. Sie wurde nicht so beerdigt, wie im Christentum damals üblich.
Die Leiche hat an einem Finger nach Angaben der Archäologinnen und Archäologen einen Bronzering getragen. Außerdem lag im Grab lag eine Kette und weitere Gegenstände. Die Frau soll eine aus einer höheren Schicht sein, so die Experten. Darauf deuteten Textilreste aus Seide, Silber und Gold hin. Wer die Person sei und woran diese gestorben sei, lasse sich vermutlich aber nicht mehr klären, teilte das Forschungsteam mit.