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      "Medine" bedeutet Heimat: Schopfloch spricht Geheimsprache zur Faschingszeit

      In genau einer Woche ist Rosenmontag und ganz Franken steckt aktuell tief in der närrischen Zeit und feiert Fastnacht. Den Höhepunkt bilden dann die vielen Brauchtumsumzüge am ersten Märzwochenende zum Beispiel in Nürnberg oder Ornbau. Ganz klassisch laufen aber schon jetzt die Elferrats- und Prunksitzungen. So auch in Schopfloch im Landkreis Ansbach. Aber Achtung: Hier braucht der ein oder andere vielleicht ein Wörterbuch. In Schopfloch laufen die Sitzungen nämlich teilweise in Geheimsprache. Aber keine Sorge: Ein bisschen närrische Nachhilfeunterricht von den Profis gibt es jetzt.

      „Schoude“ sind Narren

      Noch 20 Minuten bis zur nächsten Elferratssitzung in Schopfloch. Höchste Zeit auch für die Clowns – die Oberschoude – sich ins Kostüm zu werfen. “Schoude”: das ist Lachoudisch und bedeutet “Narr”. Und Lachoudisch, das ist eine Geheimsprache aus dem 16. Jahrhundert. Die gibt es in Schopfloch, und zwar nur in der Gemeinde zwischen Feuchtwangen und Dinkelsbühl gesprochen. Schopfloch ist also eine so genannte „Sprachinsel“.

      Fastnachtsgesellschaft Medine Schopfloch e.V.:
      Sie ist eine Mischung aus Hebräisch, Rotwelsch und eigenen Wortschöpfungen. Der Name Lachoudisch hat sich aus dem hebräischen Ausdruck Leshon Hakodesh (dies lässt sich mit „heilige Sprache“ übersetzen) entwickelt.

      Vor allem zur Faschingszeit wird die alte Sprache wieder jung. Für den ehemaligen Sitzungspräsident Jürgen Seybold gehört Lachoudisch zum Schopflocher Fasching und damit Fastnachtsgesellschaft Medine einfach mit dazu.

      Geheimsprache im Schopflocher Alltag

      Juschbes” das Wirtshaus, “Jajem: der Wein, Kouhne”: die Kinder. Worte, die in Schopfloch nicht nur zur Faschingszeit fallen. Früher wurde die Sprache von jüdischen Mitbürgern Schopflochs auf den Märkten gesprochen. So konnten sie handeln, ohne dass Fremde mithören konnten. Gut 200 Wörter der Geheimsprache gibt es noch.

      Vier Stunden Programm bei der Fastnachtsgesellschaft „Medine“

      Was die Oberschoude will ist dagegen klar: Rauf auf die Bühne. Sie sind das heimliche Herzstück der Fastnachtsgesellschaft. Ihr Programm: 100 Prozent selbstgeschrieben. Auch vor der Ampelregierung mit rot, gelb und grün machen die Narren nicht Halt. Und das kommt an. Außerdem mit dabei: Elferrat, Prinzenpaar samt Garde, die den Rest zum fast vierstündigen Programm liefern. Spätestens danach kann hier jeder ein bisschen Lachoudisch. Vor allem das wichtigste Wort: “Medine”, das heißt Heimat. Und genau davon lebt die Fastnachtsgesellschaft. Fasching in Geheimsprache: Schopfloch macht es möglich.

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