Am 23. Juni 1999 fand der erste Anschlag der NSU-Terrorgruppe statt. Mehmet O. leidet seit dem Attentat auf seine Bar in Nürnberg bis heute unter den Folgen – psychischer und körperlicher Art. Um dem Opfer zu gedenken, bringt die Stadt Nürnberg ab dem 21. Juni für drei Tage „Verkehrsschilder der Gerechtigkeit“ an: Und zwar genau in der Scheurlstraße, wo einst die Bar „Sonnenschein“ von Mehmet O. stand. Über einen QR-Code können sich Interessierte ein Interview mit dem ehemaligen Nürnberger anhören. Ziel der Aktion ist es, an Frieden und Harmonie zu appellieren. Nach den aktuellen Straßenbauarbeiten vor Ort soll eine Erinnerungstafel an den dramatischen Vorfall erinnern.
Rückblick: Mehmet O. reinigt die Toilette seiner Gaststätte und berührt eine vermeintliche Taschenlampe. Tatsächlich handelt es sich dabei aber um eine Rohrbombe des „Nationalsozialistischen Untergrunds“. Durch die Berührung wird eine Explosion ausgelöst. Mehmet O. wird schwer verletzt, ein halbes Jahr nach der Tat werden die Ermittlungen ohne Ergebnis eingestellt. Bis heute ist das Attentat nicht juristisch aufgearbeitet. Mehmet O. selbst lebt heute in einer anderen Stadt.
„Was dem jungen Mann damals angetan wurde, lässt sich nicht heilen und es macht mich noch heute fassungslos, mit welcher Brutalität und gleichzeitig Feigheit diese menschenverachtende Tat begangen wurde. Dazu kommt die quälende Ungewissheit, die Mehmet O. so lange ertragen musste. Umso mehr freue ich mich über den Austausch, den wir seit einiger Zeit mit ihm pflegen und über seine engagierte Mitarbeit in der Jury des Mosaik-Jugendpreises“, so Oberbürgermeister Marcus König.
Erst 2013 sagte Carsten S. im NSU-Prozess aus, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hätten einen Anschlag in Nürnberg angedeutet und von einer abgelegten „Taschenlampe“ gesprochen. Weitere Infos zum NSU-Fall und der Gedenkaktion gibt es hier.
Der Künstler der „Verkehrsschilder der Gerechtigkeit“, Johannes Volkmann, erhielt 2022 den Nürnberger Kulturpreis für sein Projekt. Wir haben von der Verleihung berichtet.