Fr, 29.08.2014 , 12:35 Uhr

Unmenschliche Bedingungen im Zirndorfer Flüchtlingscamp

Zirndorf – Die Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber ist überfüllt. Das Gelände, das für 650 Menschen ausgelegt ist, bewohnen mittlerweile 1600 Bewerber. Sogar zwei Busgaragen, der Speisesaal und die Kapelle dienen seit Wochen als Unterkunft. Nur 70 Toiletten und 80 Duschen müssen sich die Menschen teilen. Das Diakonische Werk beschreibt die Zustände in Zirndorf als katastrophal. Besonders Kranke, Behinderte und Familien mit Kindern leiden unter der Situation. Diese Überbelegung ist seit Monaten grausamer Alltag für die Bewohner.

 

 

Auch ein 25-jähriger Mann aus dem Senegal ist seit vier Tagen hier untergebracht. Er schläft in einem Zelt mit Mischbelegung. „Ich fühle mich dort nicht gut“, sagt der junge Afrikaner. Seit vier Tagen lebt der Senegalese in Zirndorf. In seinem Heimatland hat er Germanistik und Romanistik studiert und über ein Austauschprogramm war er vier Wochen in Fulda. Danach wollte er nicht mehr zurück, obwohl dort noch seine Eltern, ein Bruder und eine Schwester leben. Wie lange er in Zirndorf auf eine Weitervermittlung in ein anderes Flüchtlingslager warten muss, ist ungewiss.

 

 

Trotz Aufnahmestopp kommen rund 100 neue Menschen pro Tag

Obwohl das Bundesamt für Migration diese Woche einen Aufnahmestopp für Asylbewerber verhängt hat, muss sich das Zentrale Aufnahmelager in Zirndorf weiterhin um Flüchtlinge aus 40 Ländern kümmern. Unter anderem aus der Ukraine und Syrien. „Alle, für die wir nicht originär zuständig sind, werden so schnell es geht weitergeschleust,“ sagt Michael Münchow, Sprecher der Regierung von Mittelfranken. „Aber auch die brauchen erstmal ein Bett und Essen.“ Trotz des Aufnahmestopps mussten in dieser Woche mehr als 500 neue Asylbewerber in Bayern untergebracht werden. Die nächste Eskalierungsstufe wäre ein tatsächlicher Aufnahmestopp“, sagte Münchow.

 

 

Neue Unterkünfte werden dringend gebraucht

Die Regierung von Mittelfranken sucht derweil weiter nach Hallen, in denen die Menschen vorläufig untergebracht werden können. Ein Zelt für 100 Menschen im Nürnberger Süden und eines im Westen sollen noch diese Woche in Betrieb genommen werden. Bei den Sanitäranlagen müsse man sich vorläufig notdürftig behelfen. „Es hilft nichts“, sagte Münchow.  Auch in Bayreuth steht mittlerweile ein kleineres Zelt. Wenn die Zahl der Neuankömmlinge so hoch bleibe und nicht rasch neue Unterkünfte gefunden werden, könnten auch Hallen beschlagnahmt werden. „Darüber wird derzeit nachgedacht“, so Münchow. Die Fraktionsvorsitzende der Landtagsgrünen, Margarete Bause, will alle Ressourcen des Landes nutzen, wie zum Beispiel staatliche Immobilien. Die wegen Masern geschlossene Bayern-Kaserne in München bleibt voraussichtlich bis zum 11. oder 12. September zu. Dort sind zurzeit 1700 Flüchtlinge, statt wie vorgesehen 1200, untergebracht.

 

 

 

 

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