Ein Paar aus Mittelfranken soll einem zwölfjährigen Buben trotz schwerer Krankheit Medikamente und ärztliche Hilfe verweigert haben, weil es ihre Glaubensgemeinschaft so vorschreibt. Der Junge konnte fliehen. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben.
Wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth Anklage gegen einen Sekten-Guru und dessen Lebensgefährtin erhoben. Das Paar aus Lonnerstadt im Landkreis Erlangen-Höchstadt soll zwischen 1999 und 2002 seinem an Mukoviszidose erkrankten Kind keine Medikamente gegeben haben und nicht mit ihm zum Arzt gegangen sein.
Den Ermittlungen zufolge war die Mutter des damals zwölfjährigen Buben Ende 1999 mit dem heute 54 Jahre alten Mann zusammengezogen, der sich Lehrer der «Neuen Gruppe der Weltdiener» nennt. Die 48-Jährige habe die Medikamente ihres Sohns entsorgt und seine Krankenversicherung gekündigt, so Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke. Das Kind sei auch immer wieder zum Verzicht auf Nahrung angehalten worden, obwohl bei Mukoviszidose kalorienreiche Ernährung notwendig sei. Selbst als sich die Gesundheit des Kindes erheblich verschlechterte, soll das Paar keinen Arzt aufgesucht haben.
Das Paar bestreitet die Vorwürfe. Bei ihrer Vernehmung gaben sie laut Staatsanwaltschaft an, der Bub hätte jederzeit selbst zum Arzt gehen können. Dies habe er aber nicht gewollt. Außerderm habe er von sich aus nicht mehr krankenversichert sein wollen.
Quelle: dpa