Wunsiedel – 250 Neonazis zogen am Samstag durch das oberfränkische Wunsiedel. Doch der Aufmarsch wurde von der Initiative „Rechts gegen Rechts“ kurzerhand in den „unfreiwilligsten Spendenmarsch Deutschlands“ umgewandelt.
„Wenn wir die Rechten schon nicht stoppen können, können wir sie wenigstens für etwas Sinnvolles laufen lassen“, steht auf der Homepage der Initiative „Rechts gegen Rechts“. Für jeden Meter, den die Neonazis bei ihrem „Heldengedenken“ zurücklegen, gehen zehn Euro an Exit-Deutschland, ein Aussteigerprogramm aus dem rechten Milieu. Mit diesem „Spendenlauf“ versuchten die Veranstalter einen Weg zu finden, „wie man die Werkzeuge der Neonazis unschädlich“ machen könnte.
So kamen, nachdem die Neonazis bei ihrer Demonstration bis zu ihrem Ziel liefen, 10.000 Euro für das Aussteigerprogramm zusammen. Für diese Aktion konnte „Rechts gegen Rechts“ zahlreiche Sponsoren mit ins Boot holen, darunter auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gesellschaft für Demokratische Kultur. „Vor allem Organisationen haben sich an der Sammlung der Spenden beteiligt, aber auch einige Privatleute“, teilte „Rechts gegen Rechts“ mit. Einfach war die Suche allerdings nicht. „Es durfte im Vorfeld möglichst nichts durchsickern.“
Der Aufmarsch rechter Kräfte zum Heldengedenken hat in Wunsiedel lange Tradition. Zeitweise besuchten Neonazis auch regelmäßig das Grab von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß. Das Grab wurde zwar 2011 entfernt, dennoch wird die Stadt immer wieder als Wallfahrtsort missbraucht.
Außerdem haben sich nach Polizeiangaben mehrere hundert Bürger gegen den Neonazi-Trauermarsch gestellt. Die Initiative „Wunsiedel ist bunt nicht braun“, die Kirchen und der DGB haben zum demokratischen Widerstand aufgerufen. Insgesamt beteiligten sich 500 Menschen. An dem Trauermarsch der Neonazis nahmen nach Polizeiangaben 250 Menschen teil. Drei von ihnen wurden kurzzeitig festgenommen.