Unkontrollierbare Zuckungen und plötzliche Ausrufe – Menschen mit dem Tourette-Syndrom stehen täglich vor großen Herausforderungen. Benannt nach dem französischen Arzt Georges Gilles de la Tourette wurde die Krankheit erstmals 1827 wissenschaftlich erwähnt. Das Tourette-Syndrom ist eine Nervenkrankheit, die durch motorische Inkoordination, Echolalie (das zwanghafte Wiederholen von Sätzen oder Wörtern) und Koprolalie (das zwanghafte Schreien obszöner Wörter) gekennzeichnet ist. In diesem Beitrag begleiten wir eine Betroffene aus Pleinfeld durch ihren Alltag.
Tourette ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die sich durch sogenannte Tics äußert – spontane Bewegungen, Laute oder Worte, die ohne den Willen des Betroffenen auftreten, vergleichbar mit Niesen oder Schluckauf. Nach Schätzungen der Tourette-Gesellschaft Deutschland beträgt die Anzahl der Betroffenen etwa 0,4 bis 0,7 Prozent. Laura, unsere Protagonistin aus Pleinfeld, entwickelte ihre ersten Tics im Alter von sieben Jahren. Die genaue Ursache des Tourette-Syndroms bleibt bis heute ungeklärt, Forscher vermuten jedoch eine Bewegungsstörung, bei der die Unterdrückung überschüssiger Bewegungsimpulse im Gehirn nicht richtig funktioniert.
Die Tics treten üblicherweise erstmals im Grundschulalter zwischen dem sechsten und achten Lebensjahr auf. Bei Laura begann es mit sieben Jahren. Bis zur Diagnose dauerte es jedoch zwei Jahre, während denen sie von Arzt zu Arzt ging. 2009 erhielt sie schließlich die Diagnose Tourette. Anfangs wagte sich Laura aufgrund ihrer starken Tics kaum aus dem Haus. Heute kann sie besser damit umgehen und nennt ihr Tourette liebevoll „Herr Tourette“.
Laura ist medikamentös gut eingestellt und kann ihre Tics relativ gut unterdrücken, was es ihr ermöglicht, als Fotomedienfachfrau zu arbeiten. Obwohl das Tourette-Syndrom nicht heilbar ist, verbessern Therapien die Symptome, haben jedoch keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Neben der Physiotherapie erhält Laura regelmäßige Besuche von ihrer Ergotherapeutin Amanda.
Die Krankheitsbewältigung war für Laura eine persönliche Reise, und sie hat Wege gefunden, gut mit ihrer Krankheit umzugehen. Doch für einen Partner ist es nicht immer leicht. Seit einigen Monaten ist Laura jedoch mit ihrem Freund Kevin glücklich und erwartet ein Kind. Obwohl das Tourette-Syndrom mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent vererbt werden kann, sind Laura und ihre Mutter zuversichtlich. Die Geburt ist für Ende Juli geplant, und das Paar freut sich auf die Zukunft, plant das Zusammenziehen und die Hochzeit – ganz gleich, ob das Kind das Tourette-Syndrom erben wird oder nicht. Laura hat bewiesen, dass man trotz Krankheit alle Wünsche erfüllen kann.