Do., 15.02.2024 , 15:00 Uhr

Zwischen Tic und Tabu: Laura und das Tourette-Syndrom

Unkontrollierbare Zuckungen und plötzliche Ausrufe – Menschen mit dem Tourette-Syndrom stehen täglich vor großen Herausforderungen. Benannt nach dem französischen Arzt Georges Gilles de la Tourette wurde die Krankheit erstmals 1827 wissenschaftlich erwähnt. Das Tourette-Syndrom ist eine Nervenkrankheit, die durch motorische Inkoordination, Echolalie (das zwanghafte Wiederholen von Sätzen oder Wörtern) und Koprolalie (das zwanghafte Schreien obszöner Wörter) gekennzeichnet ist. In diesem Beitrag begleiten wir eine Betroffene aus Pleinfeld durch ihren Alltag.

Tourette ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die sich durch sogenannte Tics äußert – spontane Bewegungen, Laute oder Worte, die ohne den Willen des Betroffenen auftreten, vergleichbar mit Niesen oder Schluckauf. Nach Schätzungen der Tourette-Gesellschaft Deutschland beträgt die Anzahl der Betroffenen etwa 0,4 bis 0,7 Prozent. Laura, unsere Protagonistin aus Pleinfeld, entwickelte ihre ersten Tics im Alter von sieben Jahren. Die genaue Ursache des Tourette-Syndroms bleibt bis heute ungeklärt, Forscher vermuten jedoch eine Bewegungsstörung, bei der die Unterdrückung überschüssiger Bewegungsimpulse im Gehirn nicht richtig funktioniert.

Die Tics treten üblicherweise erstmals im Grundschulalter zwischen dem sechsten und achten Lebensjahr auf. Bei Laura begann es mit sieben Jahren. Bis zur Diagnose dauerte es jedoch zwei Jahre, während denen sie von Arzt zu Arzt ging. 2009 erhielt sie schließlich die Diagnose Tourette. Anfangs wagte sich Laura aufgrund ihrer starken Tics kaum aus dem Haus. Heute kann sie besser damit umgehen und nennt ihr Tourette liebevoll „Herr Tourette“.

Laura ist medikamentös gut eingestellt und kann ihre Tics relativ gut unterdrücken, was es ihr ermöglicht, als Fotomedienfachfrau zu arbeiten. Obwohl das Tourette-Syndrom nicht heilbar ist, verbessern Therapien die Symptome, haben jedoch keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Neben der Physiotherapie erhält Laura regelmäßige Besuche von ihrer Ergotherapeutin Amanda.

Die Krankheitsbewältigung war für Laura eine persönliche Reise, und sie hat Wege gefunden, gut mit ihrer Krankheit umzugehen. Doch für einen Partner ist es nicht immer leicht. Seit einigen Monaten ist Laura jedoch mit ihrem Freund Kevin glücklich und erwartet ein Kind. Obwohl das Tourette-Syndrom mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent vererbt werden kann, sind Laura und ihre Mutter zuversichtlich. Die Geburt ist für Ende Juli geplant, und das Paar freut sich auf die Zukunft, plant das Zusammenziehen und die Hochzeit – ganz gleich, ob das Kind das Tourette-Syndrom erben wird oder nicht. Laura hat bewiesen, dass man trotz Krankheit alle Wünsche erfüllen kann.

 

Bewältigung Erkrankung Georges Gilles de la Tourette Lebensgeschichte Nervenkrankheit Schwangerschaft Therapie Tic Tics Tourette Tourette-Syndrom

Das könnte Dich auch interessieren

11.03.2025 12:05 Min Franken Fernsehen Spezial: Das Nürnberger Seniorentheater "Tempo 100" Im Alter geistig und körperlich fit zu bleiben, ist der Wunsch von vielen Menschen – und doch kann das ganz schön schwierig sein. Eine Gruppe Seniorinnen und Senioren aus Nürnberg leistet aber Widerstand gegen den Alterungsprozess – und statt Sitzgymnastik und Kreuzworträtsel stehen bei ihnen Theaterspielen, Singen und Tanzen auf dem Programm. Dieses Spezial begleitet 12.02.2025 12:05 Min Sebalduskirche und Vesperkirche - Zwischen Heiligsprechung und moderner Kirchengemeinschaft Die Sebalduskirche gleich neben dem Rathaus ist eines der prunkvollsten Gotteshäuser der Stadt. Die Kirche wurde im vergangenen Jahr 750 Jahre alt, die Heiligbesprechung von Sebald jährt sich in diesem Jahr. Ein Grund die sagenumwobene Kirche und seinen Heiligen genau unter die Lupe zu nehmen. Außerdem schauen wir zur Vesperkirche. Sie ist aus Nürnberg inzwischen nicht mehr wegzudenken. Reporterin Julia 29.01.2025 00:36 Min Weitere Tierkrankheit ausgebrochen: Rinderherpes im Landkreis Ansbach Eine weitere Tierkrankheit ist in Mittelfranken aufgetreten. Im Landkreis Ansbach wurde in einem Betrieb mit circa 160 Tieren das sogenannte Rinderherpes festgestellt. Der Betrieb wurde vom Landratsamt gesperrt, Tiere dürfen den Betrieb nur noch zur Schlachtung verlassen. Für Menschen oder andere Tierarten ist das Virus ungefährlich, so die Behörde. Unter den Rindern dagegen ist die 12.12.2024 26:35 Min Der Doppelmord von Schnaittach: Ist Stephanie P. unschuldig? Der 16. Januar 2018. Einer unserer Redakteure bei Franken Fernsehen fährt zu Ingo und Stephanie P. nach Schnaittach. Ein Fernsehinterview soll ihnen helfen, Ingo P.s Eltern Elfriede und Peter P. zu finden. Zu diesem Zeitpunkt fehlt von dem älteren Ehepaar seit 5 Wochen jede Spur.    Ingo und Stephanie P haben auf alle Fragen eine Antwort.