Beide Nachnamen beginnen mit dem Buchstaben L und beide Frauen haben einst in der gleichen Nürnberger Villa gewohnt. Mehr Gemeinsamkeiten scheint es zwischen Gabriele Lehmann und Emilie Löb nicht zu geben. Während Lehmann NS-Verbrecher verteidigte, musste Löb zusehen, wie Nationalsozialisten ihren Mann ermordeten. In Nürnberg hat jetzt ein Zusammenschluss von Künstlerinnen und Künstlern ein neues Erinnerungsprojekt geschaffen – das steht unter dem Namen “Das Haus der Frau L”.
Mit Smartphone und Kopfhörer auf Spurensuche gehen – das ist nun in Nürnberg möglich. In dem restaurierten Gebäude “Villibald” hat ein Künstlerkollektiv die Vergangenheit von zwei völlig verschiedenen Frauen aufgearbeitet: Zum einen von Gabriele Lehmann – auch Ganoven-Gabi genannt – zum anderen von Emilie Löb.
Der Videowalk soll den Besucherinnen und Besuchern zeigen, welche unterschiedlichen Entscheidungen die zwei ehemaligen Bewohnerinnen des Hauses zu NS-Zeiten trafen. Gabriele Lehmann war selbst an den Nürnberger Prozessen beteiligt und verteidigte ranghohe Nationalsozialisten. Emilie Löb hingegen musste in der Reichspogromnacht den Mord an ihrem eigenen Mann miterleben.
Über zwei Jahre Recherchearbeit stecken in dem Erinnerungsprojekt “Das Haus der Frau L”. Dafür hat das Künstlerkollektiv LOCI mit Angehörigen und Zeitzeug:innen gesprochen. Auch verschiedene Expertenmeinungen flossen hinein. Das Ziel: an die Vergangenheit und die beiden Schicksale erinnern.
Zumindest bei Andrea Seeger wurde das Ziel des Künstlerkollektivs also erreicht. Am 17. und 22. März ist der Videowalk für die Öffentlichkeit zugänglich. Anschließend können ihn Gruppen buchen und sich gemeinsam mit Smartphone und Kopfhörer auf Spurensuche begeben.