Rund 256.000 Personen in Deutschland waren 2023 Opfer häuslicher Gewalt. 70 Prozent davon waren weiblich. Das geht aus dem Lagebild des Bundeskriminalamts hervor. Die vergangene Innenministerkonferenz widmete sich genau diesem Thema. Die Politiker fordern nun unter anderem eine einheitliche Regelung zum Einsatz von Fußfesseln und verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings für Täter. Im Nürnberger Frauenhaus werden die Pläne positiv aufgenommen.
Barbara Grill ist seit 2016 Geschäftsführerin des Frauenhaus Nürnberg. Für sie ist wichtig, dass der Gewaltschutz für Opfer verbessert wird – etwa durch Anti-Gewalt-Trainings für Täter. Täter hätten oft kein Bewusstsein für Gewalt. Sie müssten lernen, früh Warnzeichen zu erkennen, um sich dann bewusst für eine andere Handlungsoption als Gewalt zu entscheiden. Auch die Pläne der Innenminister zum einheitlichen Einsatz von Fußfesseln für Täter werden im Frauenhaus begrüßt.
Nach über 20 Jahren Beratungserfahrung ist die Pädagogin überzeugt, dass eine Fußfessel zum Schutzgefühl von Frauen beitragen könnte. Fraglich sei laut ihr aber die Umsetzung.
Insgesamt gibt es laut einer bundesweiten Statistik des Frauenhauskoordinierung e. V. rund 400 Frauenhäuser in Deutschland. In Mittelfranken sind etwa welche in Nürnberg, Fürth und Erlangen. Die Plätze würden mit Blick auf die Statistik nicht ausreichen: Rund 14.000 für Frauen, Kinder und Jugendliche fehlen. Laut Barbara Grill sei Deutschland eigentlich dazu verpflichtet, die Istanbul-Konvention umzusetzen. Demnach wäre ein Frauenhausplatz je 10.000 Einwohner nötig. Das sei bisher aber weder in der Region noch im gesamten Land der Fall.
Betroffene können sich bei dem bundesweiten Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” unter “08000 116 016” melden.
In der Region gibt es u. a. folgende Stellen, an die Sie sich wenden können:
Gleichstellungsstelle der Stadt Nürnberg
Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales