Fremde Männer, die an Spielplätzen stehen oder Kinder in ihr Auto locken. Solche Bilder kommen oft in den Kopf, wenn es um das Thema Kindesmissbrauch geht. Doch die Realität sieht oft anders aus. Denn Missbrauch findet am häufigsten im direkten sozialen Umfeld statt. Umso wichtiger, dass es Stellen gibt, an die sich Betroffene wenden können. Und, dass auch den Tätern geholfen wird, um weitere Straftaten zu verhindern.
Eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland wurden bereits Opfer sexueller Gewalt durch Erwachsene. Das schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Eine Stelle, an die sich betroffene Kinder und Jugendliche wenden können, aber auch Erwachsene, die sich Sorgen machen, ist der Kinderschutzbund. Die Mitarbeitenden des Kinderschutzbunds sprechen mit Eltern und Betroffenen, geben einen Überblick über die Anlaufstellen.
Für das Jahr 2022 verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik 15.520 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch und 42.075 Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von Missbrauchsdarstellungen, sogenannter Kinderpornografie
Und auch hier in der Region bleibt die Fallzahl hoch. Martin Richter ist Beauftragter für Kriminalitätsopfer beim Polizeipräsidium Mittelfranken. Sein Rat: Wachsam sein, und auch kleine Verdachtsmomente ernst nehmen.
Im Paragraph 176 des Strafgesetzbuchs ist sexueller Missbrauch von Kindern unter Strafe gestellt. Die Strafen variieren. Oft müssen Täter anschließend eine Therapie machen. Landen dann unter anderem in der psychotherapeutischen Fachambulanz der Stadtmission Nürnberg. Der Ort ist geheim, um die Täter zu schützen. Wir treffen Miriam Kolter und Nicola Buchen-Adam in der Geschäftsstelle der Stadtmission. Sie leiten die Fachambulanz gemeinsam. Wie lange die Therapie dauert, ist unterschiedlich. Im Durchschnitt sind es 2 Jahre. Generell haben Menschen, die Sexualstraftaten begangen haben, ein eher geringes Rückfallrisiko. Die Arbeit mit Straftätern erfordert hohe Professionalität, aber auch Einfühlungsvermögen.
Mit Aufklärung und niedrigschwelligen Hilfsangeboten gehen Christian Höllfritsch und Melissa Hammerer vom Kinderschutzbund dagegen vor. Um betroffenen Kindern und Jugendlichen zu helfen, und – so weit wie möglich – weitere Fälle von Kindesmissbrauch zu verhindern. Doch es ist auch klar: Nicht nur die Opfer, auch die Täter brauchen Hilfe.