Do, 18.01.2024 , 13:00 Uhr

Kindesmissbrauch: So wird Betroffenen und Tätern geholfen

Fremde Männer, die an Spielplätzen stehen oder Kinder in ihr Auto locken. Solche Bilder kommen oft in den Kopf, wenn es um das Thema Kindesmissbrauch geht. Doch die Realität sieht oft anders aus. Denn Missbrauch findet am häufigsten im direkten sozialen Umfeld statt. Umso wichtiger, dass es Stellen gibt, an die sich Betroffene wenden können. Und, dass auch den Tätern geholfen wird, um weitere Straftaten zu verhindern.

Eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland wurden bereits Opfer sexueller Gewalt durch Erwachsene. Das schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Eine Stelle, an die sich betroffene Kinder und Jugendliche wenden können, aber auch Erwachsene, die sich Sorgen machen, ist der Kinderschutzbund. Die Mitarbeitenden des Kinderschutzbunds sprechen mit Eltern und Betroffenen, geben einen Überblick über die Anlaufstellen.

Für das Jahr 2022 verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik 15.520 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch und 42.075 Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von Missbrauchsdarstellungen, sogenannter Kinderpornografie

Das Dunkelfeld bei sexuellem Kindesmissbrauch ist groß

Und auch hier in der Region bleibt die Fallzahl hoch. Martin Richter ist Beauftragter für Kriminalitätsopfer beim Polizeipräsidium Mittelfranken. Sein Rat: Wachsam sein, und auch kleine Verdachtsmomente ernst nehmen.

Im Paragraph 176 des Strafgesetzbuchs ist sexueller Missbrauch von Kindern unter Strafe gestellt. Die Strafen variieren. Oft müssen Täter anschließend eine Therapie machen. Landen dann unter anderem in der psychotherapeutischen Fachambulanz der Stadtmission Nürnberg. Der Ort ist geheim, um die Täter zu schützen. Wir treffen Miriam Kolter und Nicola Buchen-Adam in der Geschäftsstelle der Stadtmission. Sie leiten die Fachambulanz gemeinsam. Wie lange die Therapie dauert, ist unterschiedlich. Im Durchschnitt sind es 2 Jahre. Generell haben Menschen, die Sexualstraftaten begangen haben, ein eher geringes Rückfallrisiko. Die Arbeit mit Straftätern erfordert hohe Professionalität, aber auch Einfühlungsvermögen.

Trotz der hohen Zahlen bleibt sexueller Missbrauch von Kindern ein Tabuthema

Mit Aufklärung und niedrigschwelligen Hilfsangeboten gehen Christian Höllfritsch und Melissa Hammerer vom Kinderschutzbund dagegen vor. Um betroffenen Kindern und Jugendlichen zu helfen, und – so weit wie möglich – weitere Fälle von Kindesmissbrauch zu verhindern. Doch es ist auch klar: Nicht nur die Opfer, auch die Täter brauchen Hilfe.

Franken Fernsehen Kinderschutzbund Kindesmissbrauch Mittelfranken Nuernberg Psychotherapeutische Fachambulanz Stadtmission Nürnberg

Das könnte Dich auch interessieren

18.01.2024 11:35 Min Reportage: Tabuthema Kindesmissbrauch Sexueller Kindesmissbrauch ist immer noch ein Tabuthema. Dabei schätzt die Weltgesundheitsorganisation, dass etwa eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexuelle Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten oder erfahren. Doch welche Anlaufstellen für Betroffene und ihre Angehörigen gibt es? Und wie kann Tätern geholfen werden? Antworten darauf liefert die Reportage. 17.04.2024 02:14 Min Landgericht Ansbach: Fall von Kindesmissbrauch wird neu verhandelt   “Am zweiten Prozesstag im Fall eines Jugendleiters, der in den Jahren 2016 und 17 Missbrauch an mehreren Jugendlichen begangen haben soll, sollten heute einige Zeugen aussagen. Durch neue Unterlagen im Verfahren, die noch nicht gesichtet wurden, wird der Prozess jedoch ausgesetzt. Der Angeklagte schwieg am Montag, dem ersten Prozesstag, zu den Vorwürfen. Er wurde 21.11.2024 02:54 Min Häusliche Gewalt: Fachambulanz und Ausstellung für mehr Aufklärung Aufrütteln und sensibilisieren – das möchte die Ausstellung „Häusliche Gewalt LOSwerden“ in der Theresienstraße in Nürnberg. Seit dem 5. November können Besucher hier nicht nur mehr über die Problematik erfahren, sondern auch konkrete Hilfsangebote kennenlernen. Sie richtet sich an alle, die bereit sind, genau hinzuschauen – sei es, um zu helfen oder sich selbst helfen 19.11.2024 02:18 Min Staufrühstück Tag 2: Was motiviert Sie? Das Staufrühstück geht in die nächste Runde. Heute morgen hat sich Kollege Adrian Kontri auf den Weg gemacht, Brezen an hungrige Stausteher und Stausteherinnen zu verteilen. So ganz ohne Frage ging es dann doch nicht: Bei ihm Stand heute morgen alles im Zeichen der Motivation!