Das Tagebuch der Anne Frank gilt heute als Zeitzeugnis für die Judenverfolgung im Dritten Reich. Aber wussten Sie, dass es ohne eine Familie aus Franken vielleicht gar nicht geschrieben worden wäre? Der Zeitzeuge und Holocaust-Überlebende Pieter Kohnstam berichtet in Vorträgen gemeinsam mit dem Autor Joachim Mathieu über die Flucht seiner Familie aus Deutschland, seine Zeit mit Anne Frank in Amsterdam und die Schrecken des Nationalsozialismus in Deutschland.
In bedrückenden Worten schildert Pieter Kohnstam seine Erlebnisse auf der Flucht vor dem Faschismus. Heute lebt er in Florida. Seine Familie musste 1933 von Fürth nach Amsterdam emigrieren, wo sie im selben Haus wie die Familie Frank wohnte. Der Autor Joachim Mathieu stieß bei seiner Ahnenforschung auf Pieter Kohnstam als entfernten Verwandten und hat sich intensiv mit der Familiengeschichte beschäftigt.
2016 besuchte Pieter Kohnstam die Heimat seiner Eltern und hielt Vorträge vor Schulklassen. Besonders die Flucht von Amsterdam über Frankreich und Spanien bis ins sichere Südamerika hat ihn stark geprägt. Im Fränkischen Museum Feuchtwangen fand diese Woche eine Gesprächsrunde mit Pieter Kohnstam statt, der digital aus seinem Wohnort in Florida zugeschaltet wurde. Auf dem Gelände des Museums stand früher eine Synagoge, die 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannt wurde. Die Verbrechen von damals dürfen nicht in Vergessenheit geraten oder beschönigt werden – das zentrale Anliegen von Kohnstam. Der Rechtsruck in Teilen Deutschlands besorgt Mathieu, Veranstaltungen wie diese und die Demonstrationen der vergangenen Woche seien deshalb besonders wichtig. Am morgigen Gedenktag für die Opfer des Faschismus ist dieser Appell aktueller denn je.