“Sie, liebe Zuschauer:innen, sind uns die liebsten.” Für Viele ist geschlechtergerechte Sprache wichtig. Durch einen Doppelpunkt im Wort oder ein Sternchen sollen sich alle Menschen angesprochen fühlen. Egal, ob männlich, weiblich oder divers. Dennoch ist für die Mehrheit der Deutschen das Gendern ein Dorn im Auge. Kollegin Nathalie Reils geht dem Ganzen auf den Grund.
Begonnen hat alles in den 1960er Jahren mit dem Schrägstrich. Feministinnen benutzten ihn, um Frauen in der Sprache sichtbar zu machen. Aber trotz der Entwicklung verschiedener Schreibweisen fand keine von ihnen eine flächendeckende Akzeptanz in der breiten Öffentlichkeit – aber warum ist das so?
Die Antwort darauf hat Miriam Zapf. Sie arbeitet seit 5 Jahren am Institut für Romanistik und hat zum Thema Gendern im Spanischen promoviert.
Das Ende des generischen Maskulinums markierte schließlich ein Update des Onlinedudens im Jahr 2021. Alle 12.000 Berufsbezeichnungen wurden überarbeitet. Ein bedeutender Schritt in Richtung Gleichstellung in der Sprache.
Erst im März hat Ministerpräsident Markus Söder an Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden die geschlechtersensible Gendersprache ausdrücklich verboten. Die Reaktion der Studierenden: Zahlreiche Demos – Auch in Nürnberg. Doch wie sehen die Studierenden das nach 5 Monaten?
Die Studierenden sind also nach wie vor offen. Die Meinungen gehen aber auseinander – schaut man sich die aktuelle Statistik des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2023 an. Rund 47 Prozent der befragten Frauen in Deutschland finden gendern unwichtig. Männer sind bei 54 Prozent. Der Verein Deutsche Sprache e.V. äußert sich wie folgt:
Wir vom Verein Deutsche Sprache bezweifeln, dass die Welt gerechter wird, wenn wir unsere deutsche Sprache künstlich umgestalten. Denn in der deutschen Sprache haben wir vielfältige Möglichkeiten, Personen geschlechtsübergreifend anzusprechen und, wenn nötig, bestimmte Geschlechter zu benennen. (…) Alle Genderformen entsprechen nicht dem Deutsch, das wir im Alltag verwenden oder in der Zeitung lesen.
Miriam hofft, dass die Genderdebatte in Zukunft an Emotionalität verliert und sachlicher wird. Ihr Ziel: Noch weitere Studien zum Gendern zu fördern.