Für gesetzlich Krankenversicherte gibt es ab heute eine Neuheit. Bisher galt: Wenn die gewünschte Packungsgröße eines rezeptpflichtigen Medikamentes in der Apotheke nicht auf Lager war und deshalb mehrere Packungen gekauft werden mussten, fiel pro Packung eine Zuzahlung an. Ab Februar ist nur noch eine Zuzahlung fällig. Viele Präparate sind in Apotheken aber aktuell überhaupt nicht lieferbar – laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte rund 500 Stück. Dieses Problem ist auch in Mittelfranken spürbar – hier wird nach Alternativen gesucht.
Viele Antibiotika stehen momentan auf der Liste, der nicht verfügbaren Medikamente. In Nürnberger Apotheken wird deshalb teils selbst produziert – zum Beispiel ein Produkt, das unter anderem bei Infektionen im Mund- und Zahnbereich angewendet wird.
Die Liste der Medikamentenengpässe ist mittlerweile lang. Laut Inhaberin Margit Schlenk versuche sie in ihrer Apotheke, möglichst viele Mittel selbst herzustellen. Insgesamt fehlen ihr aktuell rund 300 Präparate.
Auch der Nürnberger Apotheker Schulte klagt über rund 200 mangelnde Arzneimittel, wie bestimmte Antibiotika oder Blutdrucksenker. Medikamentenengpässe sind aber keine Neuheit – letztes Jahr wurde laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte ein Höchststand mit über 1.000 fehlenden Produkten gemessen. 2022 waren es beinahe 50 % weniger. Doch warum kommt es immer wieder zu Engpässen?
Kritisch sieht Schlenk etwa die sogenannten Rabattverträge. Die Bundesregierung will dem Problem mit dem “Arzneimittel- und Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz” entgegensteuern. Bei Kinderarzneimitteln werden Rabattverträge und Festbeträge abgeschafft. Mit Blick auf Antibiotika sollen sich Krankenkassen bei Ausschreibungen zum Beispiel nicht mehr nur auf den günstigsten Preis fokussieren, sondern Unternehmen mit Wirkstoffproduktion in der EU verstärkt berücksichtigen. Gesundheitsminister Lauterbach will mit dem Gesetz europäische Produktionsstandorte wieder attraktiver machen. Margit Schlenk sieht das nur als ersten Schritt.
Die Medikamentenproduktion vor Ort übernehmen Margit Schlenk und ihr Team um Katharina Höll momentan zumindest teilweise in manchen Bereichen, wie bei Antibiotika.