Die deutsche Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Neben einer schwachen Konjunktur gibt es tiefgreifende strukturelle Probleme. So sagt es zumindest das aktuelle Jahresgutachten des Sachverständigenrats der Bundesregierung für Wirtschaft. Er kritisiert vor allem, dass die Politik zu wenig in Bildung oder Verkehr investiert. Veronika Grimm, Mitglied der Wirtschaftsweisen, sieht eine Lösung in der Wiedereinführung von Studiengebühren. Ein Vorschlag, der für viel Diskussion sorgt.
Nils Weber ist Mitglied des Bayerischen Landesstudierendenrats und studiert im 1. Mastersemester Wirtschaftsinformatik an der Ohm in Nürnberg. Wie zu jedem Semesterstart überweist er der Uni einen Semesterbeitrag von 72 Euro. Doch das könnte bald deutlich mehr werden. Denn Veronika Grimm von den Wirtschaftsweisen fordert eine Wiedereinführung der Studiengebühr.
Studiengebühren stellen eine finanzielle, aber auch psychische Belastung für die Studierenden dar. – Nils Weber, Bayerischer Landesstudierendenrat
Die Idee von Studiengebühren ist nicht neu: Sechs Jahre lang hatte Bayern Studiengebühren erhoben, bis sie im Herbst 2013 durch ein Volksbegehren und eine folgende Einigung abgeschafft wurden. Seitdem müssen die Studierenden lediglich einen Semesterbeitrag zahlen. Mit der erneuten Einführung könnte laut Veronika Grimm mehr Geld in andere schulische Bereiche wie zum Beispiel die frühkindliche Bildung oder in Grundschulen fließen. Ganz anders sieht es der Bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume. Er hatte der Idee eine klare Absage erteilt.
Es muss mindestens so sein, dass das Geld im System bleiben. Es fehlt momentan an den Voraussetzungen, dass die Studierenden insgesamt gestärkt werden. Wir sehen, dass die allgemeinen Lebenshaltungskosten durch die Decke gehen und, dass Wohnen knapp ist. – Markus Blume, Bayerischer Wissenschaftsminister (CSU)
Bisher ist die Rede von einer Obergrenze von 500 Euro pro Semester. Für Studierende wie Nils eindeutig zu viel. Bis jetzt ist das Studium kostenlos – So ist das gesetzlich geregelt. Dennoch drängen die Wirtschaftsweisen die Union, den Vorschlag im Programm für die Bundestagswahl aufzunehmen. Falls das der Fall ist, müssen sich Nils und viele andere Studierende weitere Möglichkeiten suchen, das Studium zu finanzieren.