Jahrhundertealte Skelette – mitten auf einer Baustelle in Nürnberg. In St. Johannis haben Forschende im August 2023 den größten Pestfriedhof Deutschlands entdeckt. Bis heute wurden bereits rund 2.000 Tote entdeckt. Die archäologischen Ausgrabungen dauern aber noch an. Neben Knochen und Schädel hat man mittlerweile auch Stoffreste, Keramik und Leder gefunden.
Julian Decker, der Leiter der archäologischen Ausgrabungen ist seit Anfang an dabei. Im August 2023 entdeckte man zufällig die ersten Toten, zwei Monate später, im Oktober, begannen dann die Ausgrabungen. Für den 40-Jährigen ist mit der Arbeit als Archäologe ein Kindheitstraum wahr geworden.
Insgesamt befinden sich auf dem Gelände acht Massengräber. Zwei davon bleiben im Boden, den Rest nehmen die Archäologinnen und Archäologen genauer unter die Lupe.
Grund für das Massengrab war eine Pestwelle in den Jahren 1632 und 1633. Christliche Bestattungsrituale, wie eine Ausrichtung nach Osten, gab es bei Massengräbern nicht. Das zeigen auch die aktuellen Untersuchungen.
Die Verfärbung ist jedoch nicht auf die Pest zurückzuführen, sondern auf einen Betrieb, der Kupfer verarbeitete. Zukünftig soll es eine Ausstellung geben, um Interessierten den größten Pestfriedhof Deutschlands näherzubringen. Allerdings nicht auf dem Grabungsgelände, dort soll nach wie vor ein Seniorenheim entstehen. Die restlichen Fundstücke kommen dann ins Depot der Stadtarchäologie.
Bis es allerdings so weit ist, pinseln Julian Decker und sein Team weiter und bringen Stück für Stück einen Teil fränkische Geschichte an die Oberfläche.