Allein 2022 haben rund 523.000 Personen die Katholische Kirche verlassen, bei der Evangelischen Kirche waren es 380.000. 2020 waren es in beiden Fällen tausende weniger. Für die Kirchen bedeutet das weniger Steuereinnahmen. Als Reaktion darauf hat die Evangelische Landeskirche beschlossen, die Zuschüsse für Tagungs- und Übernachtungshäuser bis 2030 auf 9 Millionen pro Jahr zu beschränken. Diese Sparmaßnahme zieht an Mittelfranken nicht spurlos vorbei – während für eine evangelische Tagungsstätte das Aus droht, soll eine andere Bildungseinrichtung ein Zukunftskonzept erarbeiten.
Klassische Musik, eine imposante Kulisse und ein gebannt lauschendes Publikum. Im Wildbad in Rothenburg finden jedes Jahr über 90 Veranstaltungen statt. Noch kann Wolfgang Schuhmacher, der Leiter der Evangelischen Tagungsstätte, seine Gäste feierlich ankündigen – doch bald ist damit wohl Schluss.
In einem Gutachten zum Wildbad heißt es, dass die Inhalte auch an anderen Orten möglich sind. Bei Ortsansässigen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stößt das Vorhaben dennoch auf Frust und Unverständnis.
Im Rahmen einer Petition wurden insgesamt bisher über 6.200 Unterschriften zum Erhalt des Wildbads gesammelt. Die Landeskirche als Eigentümer des Wildbads begründet die Entscheidung mit dem Rückgang der Kirchensteuereinnahmen. Für das Evangelische Bildungszentrum Hesselberg ist die Zukunft sicherer – hier “soll in Zusammenarbeit mit dem Trägerverein und neuen Kooperationspartnern überlegt und konkretisiert werden, wie die Arbeit am Ort weiterhin gestaltet und zugleich im Rahmen des Gesamtfinanzbudgets (…) finanziell machbar gestemmt werden kann”, so die Evangelische Kirche.
Am Hesselberg werden also Strukturen geändert und neue Konzepte geschaffen – in Rothenburg ist die Zukunft noch ungewiss. Schuhmacher selbst wünscht sich, dass die bisherige inhaltliche Arbeit weitergeführt wird – und es auch in Zukunft Religion, Kunst und Kultur vor einer imposanten Kulisse geben wird.