Im Jahr 2006 eröffnete die Diakonie Neuendettelsau das erste und damals einzige Kompetenzzentrum in Deutschland und ging im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen neue Wege. Jetzt wurde mit einem Festakt das zehnjährige Bestehen des Kompetenzzentrums für Menschen mit Demenz gefeiert. Unter den rund 100 Gästen waren Regierungspräsident Richard Bartsch, Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich, der Landtagsabgeordnete Stefan Schuster, Nürnbergs zweiter Bürgermeister Christian Vogel und zahlreiche Stadträtinnen und Stadträte. In seiner Predigt während des Festgottesdienstes erinnerte Rektor Dr. Mathias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Neuendettelsau, an die Entstehung des ersten Kompetenzzentrum in Nürnberg vor zehn Jahren. Zum ersten Mal wurden im Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz Mal Diagnostik, Beratung, Wohnen und Pflege miteinander verknüpft. Dabei flossen auch Erkenntnisse aus der Demenz-Forschung und der Pflege von Menschen mit Demenz in die Architektur des Wohngebäudes mit ein, so Pfarrer Dr. Hartmann. Es wurde zu einem in Deutschland vielbeachteten „Vorzeige- und Leuchtturmprojekt“. Angespornt durch diesen Erfolg wurden weitere Projekte in Forchheim und München realisiert. Das Kompetenzzentrum Beraten- Wohnen- Pflegen in Forchheim eröffnete im Februar 2014; in München ist das Kompetenzzentrum Beraten - Wohnen – Pflegen, das gemeinsam mit der AWO München realisiert wurde, im April 2014 eingeweiht worden.
Zahl Demenz kranker Menschen steigt ständig
Als der Plan für die Errichtung des Nürnberger Zentrums entstand, waren die Herausforderungen, die auf die Gesellschaft im Zusammenhang mit der rasant steigenden Zahl von dementen Erkrankungen zukommen, noch nicht vorhersehbar. Heute leben in Deutschland etwa 1,5 Millionen Demenz erkrankte Menschen, zwei Drittel davon sind von der Alzheimer' schen Krankheit betroffen. Jedes Jahr kommen mehr als 300.000 neue Patienten hinzu. In Bayern leben gegenwärtig 220.000 demente Patienten – Tendenz steigend. In Mittelfranken sind rund 28.000 Menschen an Demenz erkrankt; in Nürnberg sind es rund 4.200. Auf die zunehmende Zahl demenzkranker Menschen hat die die bayerische Staatsregierung reagiert und 2013 die „Demenzstrategie Bayern“ vorgelegt. Leitziele sind der Bewusstseinswandel in der Gesellschaft im Umgang mit dem Thema Demenz und die Bewahrung der Selbstbestimmung und Würde der Betroffenen in allen Phasen der Erkrankung
Diakonie Neuendettelsau geht neue Wege in der Betreuung und Pflege
Auch die Diakonie Neuendettelsau hat frühzeitig auf diese Entwicklung reagiert. Mit dem Ziel, die Situation demenziell erkrankter Menschen und ihrer Familien zu verbessern, wurde vor zehn Jahren hier in Nürnberg neue Wege in der Begleitung, Betreuung und Pflege gesucht. Der Aufbau des Hauses, seine Architektur, die Gliederung in kleine, überschaubare Wohngruppen will den Menschen Halt und Geborgenheit vermitteln. „Hierin drückt sich das Menschenbild aus, dem wir uns verpflichtet wissen: der Mensch ist Ebenbild Gottes, auch da, wo er eingeschränkt in seinen Fähigkeiten und seiner Wahrnehmung ist“, sagte Rektor Dr. Hartmann. Weil das am besten in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und Trägern erfolgen kann, setzt die Diakonie Neuendettelsau auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Partnern, die ihre fachliche Kompetenz und Erfahrung einbringen. Auch das Kompetenzzentrum ist mit anderen Einrichtungen und Angeboten vernetzt.
Rektor Dr. Mathias Hartmann dankt Pflegepersonal und Ehrenamtlichen
Dr. Hartmann dankte allen Mitarbeitenden und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die in den vergangenen zehn Jahren mit großem Engagement und hohem persönlichen Einsatz die Bewohnerinnen und Bewohner des Kompetenzzentrums versorgen haben. Sie würden mithelfen dem Ziel immer näher zu kommen, das im Alten Testament Prophet Jesaja so ausgedrückt hat: „Ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten.“ Durch ihre Kompetenz und ihre Zuwendung zu den Menschen machten sie diese tragende Liebe Gottes erfahrbar. Das dies schon für viele Betroffene und ihre Angehörigen geschehe trage das Kompetenzzentrum Nürnberg seit nun mehr zehn Jahren seinen Teil bei, so Dr. Hartmann. „Dass wir auf diesem Weg weitergehen können und dabei die nötige Unterstützung durch Gesellschaft und Politik erfahren, ist mein Wunsch für die Zukunft dieser Einrichtung“.