Nürnberg – Der Italiener Adriano Malori hat sich nach seinem Überraschungssieg im Einzelzeitfahren bei der Bayern-Rundfahrt auch auf der Schlussetappe am Sonntag sein Gelbes Trikot nicht mehr nehmen lassen. Die Bilanz der deutschen Radprofis fällt dagegen eher mäßig aus.
Der Radprofi vom Team Lampre-Merida düpierte im vorentscheidenden Einzelzeitfahren am Samstag die versammelte Konkurrenz, fuhr ins Gelbe Trikot – und verteidigte seinen 23-Sekunden-Vorsprung am Sonntag auch auf den Schlusskilometern in der Nürnberger Altstadt problemlos. „Zusammen mit dem Rosa Trikot letztes Jahr beim Giro d’Italia ist dieser Sieg der größte in meiner Karriere – und mein zudem erster Rundfahrtsieg“, schwärmte der 25-Jährige, der den Briten Geraint Thomas und den Tschechen Jan Barta auf die weiteren Podestplätze verwies.
Die deutsche Bilanz fällt dagegen eher mäßig aus. Ein Etappensieg steht für die heimischen Radprofis lediglich zu Buche, als bester Lokalmatador in der Gesamtwertung landete Simon Geschke vom Team Argos-Shimano auf Rang fünf. „Ich bin froh, dass ich eine so gute Platzierung herausfahren konnte. Die Bayern-Rundfahrt ist einer meiner persönlichen Höhepunkte im Jahr“, sagte der Wahl-Belgier.
Den Schlussabschnitt über 169,8 Kilometer von Kelheim nach Nürnberg entschied der Australier Heinrich Haussler im Massensprint für sich – die deutschen Teilnehmer hatten das Nachsehen. Noch hinter seinen Landsmännern Robert Wagner (Vierter) und Michael Schwarzmann (Fünfter) landete Top-Sprinter Ciolek nur auf Platz sechs. Am Freitag hatte der flinke 26-Jährige die ausländische Konkurrenz auf den Zielmetern noch ausgestochen und Etappe Nummer drei gewonnen.
Vier Ausreißer bestimmten bei eisigem Wind und ständigem Regen am Sonntag weite Strecken auf dem fünften und letzten Abschnitt. Im Zusammenspiel mit drei Mitstreitern hatte sich der Oberfranke Grischa Janorschke nach gut 50 Kilometern aus dem Hauptfeld abgesetzt; zeitweise fuhr die Spitzengruppe mehr als drei Minuten vor dem Rest. Auf den zehn Schlussschleifen in der Nürnberger Altstadt aber schmolz der Vorsprung konsequent zusammen – zumal sich das Quartett in taktischen Manövern verzettelte anstatt weiter zusammenzuarbeiten.
Tausend Meter vor dem Ziel waren die Verfolger dann eingeholt – und Haussler, vor vier Jahren schon einmal Etappensieger bei der Tour de France, spurtete etwas schneller als der Spanier Juan José Lobato, der Weißrusse Jauhen Hutarowitsch und die drei Deutschen. Bis dahin musste Haussler aber leiden: „Das war heute das Allerschlimmste, was ich je erlebt habe – und ich bin einfach froh, dass es vorbei ist. Es waren circa sechs Grad, aber mit dem starken Wind hatte es sich angefühlt wie Minusgrade“, klagte Haussler. Und das, obwohl er „eigentlich kein Weichei“ sei. „Aber heute war alles extrem.“
Bei Maloris Tagessieg am Samstag machte auch ein deutscher Youngster auf sich aufmerksam: Nach 31,2 Kilometern im oberpfälzischen Schierling durfte sich der Erfurter Jasha Sütterlin über Tagesplatz zwei freuen. Der 20-Jährige vom Thüringer Energie Team, im vergangenen Jahr schon als deutscher U 23-Meister im Einzelzeitfahren aufgetrumpft, bestätigte sein großes Zeitfahrtalent. Lange führte der Thüringer die Tageswertung sogar an, ehe ihm der um 18 Sekunden schnellere Malori noch den Etappensieg wegschnappte. „Das ist ein Top-Ergebnis für mich“, meinte Sütterlin erfreut.
Quelle: dpa