NÜRNBERG – Beim 1:1 in Bochum hat der 1. FC Nürnberg Moral bewiesen. Entgegen der Auflösungserscheinungen der letzten Wochen, konnte der Club einen 0:1-Rückstand gut verkraften und verdiente sich mit Kampf und Leidenschaft einen Punkt im Ruhrpott.
Der Patient 1. FC Nürnberg befindet sich auf dem Weg der Besserung. Nach dem 3:2-Zittersieg zu Hause gegen Kaiserslautern stand die Frage im Raum, ob der Club an die gute Leistung vom Montag anknüpfen kann. Ob das junge Team von Valerien Ismael mittlerweile mental gefestigt ist. In Bochum bewies die Mannschaft Moral, ein Novum in dieser Saison.
Denn wie bereits so oft in der laufenden Spielzeit geriet der FCN in Rückstand. Bis zu Michael Gregoritschs 1:0-Sonntagsschuss, bei dem die Nürnberger Hintermannschaft ordentlich gepennt hatte, hatten die Rot-Schwarzen ordentlich mitgespielt. Der Bundesliga-Absteiger verteidigte hoch, störte die Gastgeber konsequent im Aufbauspiel und provozierte so Fehler. Aus diesen konnten die Gäste jedoch kein Kapital schlagen, da der letzte entscheidende Pass nicht entschlossen genug gespielt wurde. Stattdessen kamen Peter Neururers Mannen zunächst zu den deutlicheren Chancen, wenn auch nicht wirklich zwingend.
Wenn der 1. FC Nürnberg im Vorwärtsgang war, landete der Ball häufig auf der rechten Seite bei Daniel Candeias, der am Montag den Führungstreffer gegen den FCK erzielt hatte. Doch der Portugiese versäumte es ein ums andere Mal seine Zuspiele präzise genug zu timen. Zu oft landeten seine Pässe in die Spitze beim Gegner. Mit etwas mehr Genauigkeit hätte der FCN über die Leihgabe von Benfica Lissabon gute Torchancen bekommen können. Bei seiner Hereingabe auf Jakub Sylvestr in Minute 35 spielte er seinem Kollegen den Ball in den Rücken, der deswegen keine optimale Schussposition beim Abschluss einnehmen konnte und über das Tor zielte. Auch wenn Candeias sowohl bei Standards als auch auf dem Weg nach vorne die nötige Konzentration vermissen ließ, so war er dafür in der Defensivbewegung eifrig und zeigte, wie alle Nürnberger in Bochum, großen Kampfgeist und Einsatzwillen.
Den Willen zu überzeugen konnte man auch der neuen Nummer eins am Valznerweiher, Patrick Rakovsky, nicht absprechen. Der hatte schon im Vorfeld verlauten lassen, seinen Stammplatz behaupten zu wollen. Über weite Strecken zeigte der 21-Jährige eine souveräne Leistung, wirkte konzentriert und war sehr präsent auf dem Platz. Immer wieder dirigierte er seine Vorderleute, um die nötige Ordnung in der Defensive aufrechtzuerhalten. Auch versuchte er durch schnelle Abwürfe der Partie Tempo zu verleihen und Konter einzuleiten. Beim Gegentreffer sah neben der schlafenden Hintermannschaft aber auch der junge Keeper nicht gut aus. Zwar war der Treffer zweifelsfrei toller Treffer, der Schuss kein schwacher, doch schlug der Ball direkt neben Rakovsky im kurzen Torwarteck ein. Marke „Den kann man halten“. Dafür parierte der neue Stammtorhüter des FCN ansonsten gut und hielt den Club mit einer frühen Glanztat im direkten Duell gegen Stanislav Sestak (15.) im Spiel.
Wie bereits gegen die „Roten Teufel“ hatten der Schäfer-Erbe und seine Teamkameraden am Ende Glück, einen Punkt aus dem Ruhrpott entführen zu können. Denn Torschütze Gregoritsch und Sestak ließen dicke Chancen zur erneuten Führung liegen. Dass die Gäste in der zweiten Hälfte spielerisch nicht mehr viel zu bieten hatten, war wohl sowohl dem hohen läuferischen und kämpferischen Aufwand als auch der Bochumer Qualität geschuldet. Noch blitzen bei Kapitän Jan Polak und seinen Männern zu selten spielerische Elemente auf, offensiv sind sie noch zu harmlos. Doch die wenigen Ballstafetten, vor allem vorgetragen von Füllkrug, Schöpf und Sylvestr, zeigten im Ansatz, welches Potenzial noch im Nürnberger Spiel steckt.
Wichtiger ist wohl momentan, dass das Team mittlerweile mental stabil genug scheint, auch Rückschläge wegstecken zu können. Die Einstellung zum Spiel und die kämpferische Leistung lassen darauf schließen, dass die Akteure in der Liga gereift sind. Nach der vermeintlichen Geburt einer neuen Mannschaft in Berlin scheint nun die Pubertät überstanden zu sein.
Quelle: Nordbayern.de