München – Heute ging die Vernehmung von Carsten S. vor dem Oberlandesgericht München im NSU-Prozess weiter. Er erzählte unter Tränen, wie er von Böhnhardt und Mundlos Hinweise auf einen möglichen Anschlag bekommen hatte. Die Hauptangeklagte Zschäpe hatte er mit seinen Aussagen hingegen entlastet, da er berichtet hat die Männer hätten ihre Taten vor ihr geheim halten wollen.
„Zschäpe sollte das nicht mitbekommen“
Bei der Übergabe einer Waffe haben Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Andeutungen zu einem möglichen Anschlag gemacht. Sie hätten ihm erzählt, sie hätten „in Nürnberg in irgendeinem Laden eine Taschenlampe hingestellt“. Carsten S. habe nicht gewusst was sie damit meinten. „Dann kam Frau Zschäpe und sie sagten „psst“, damit Frau Zschäpe das nicht mitbekommt“, so S. weiter. Erst Zuhause sei ihm der Gedanke gekommen, dass die beiden Männer Sprengstoff in eine Taschenlampe eingebaut haben könnten.
Diese Aussagen könnten Zschäpe entlasten. Demnach war sie möglicherweise nicht so stark in die Mordpläne eingeweiht wie von der Anklage angenommen. Die Bundesanwaltschaft legt Zschäpe Mittäterschaft bei allen Verbrechen der Neonazi-Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ zur Last, darunter zehn Morde.
Carsten S. belastet Wohlleben weiter
Den Mitangeklagten Ralf Wohlleben belastete S. dagegen erneut. Er habe ihm erzählt, dass Böhnhardt und Mundlos jemanden angeschossen hätten. „Ich habe mit Wohlleben telefoniert, und Wohlleben hat gelacht und gesagt, die haben jemanden angeschossen.“, so S.. Er habe sich gedacht: „Hoffentlich nicht mit der Waffe, die ich beschafft hatte“. Bei anderer Gelegenheit, nach einer Schlägerei, habe Wohlleben berichtet, er sei einem Gegner „auf dem Gesicht rumgesprungen“.
S. will weiter aufräumen mit seiner Vergangenheit und gibt mehr Details preis
S. gab heute auch zu, dass ihn der Nationalsozialismus schon als Kind angezogen habe. „Mich hat das immer fasziniert, das Dunkle, das Dritte Reich.“ Auch Waffen habe er „toll“ gefunden. Er habe eine Schleuder, Ninjasterne, Messer und eine Schreckschusswaffe besessen. Diese habe er erst 2011 in den Rhein geworfen, als der NSU mit den Selbstmorden von Böhnhardt und Mundlos und der Verhaftung Zschäpes aufgeflogen war.
Quelle: dpa