München/Nürnberg – Gestern ergaben sich im NSU-Prozess Hinweise auf einen weiteren Anschlag der mutmaßlichen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“. Carsten S. hatte Aussagen gemacht die vermuten lassen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen einer Bombenexplosion in Nürnberg und der Terrorzelle des NSU gibt.
Bombenanschlag verletzt 18-Jährigen schwer
Tatsächlich gab es bereits 1999 einen Rohrbombenanschlag in der Scheurlstraße in Nürnberg, der möglicherweise der rechtsextremen Terrorgruppe zugeschrieben werden kann. Damals ist eine Bombe, die ausgesehen habe wie eine „Taschenlampe“, in einer Kneipe eines türkischen Betreibers explodiert. Beim Toilettenputzen hatte ein 18-jähriger Helfer diesen circa 30 Zentimeter langen Gegenstand entdeckt. Als der junge Mann versuchte diese auszuknipsen, kam es zur Explosion. Der 18-Jährige wurde dabei schwer verletzt.
Carsten S. wusste von einem solchen Anschlag
Carsten S. berichtete gestern, während des NSU-Prozesses, dass ihm Mundlos und Böhnhard von einer eben solchen abgelegten Taschenlampe in einer Nürnberger Gaststätte erzählt hätten. Erst Zuhause sei ihm der Gedanke gekommen, dass die beiden Männer Sprengstoff in eine Taschenlampe eingebaut haben könnten.
Zusammenhänge werden geprüft
Hinweise auf einen „ausländerfeindlichen Hintergrund“ habe es damals aber nicht gegeben, so Bundesanwalt Herbert Diemer nach dem Verhandlungstag gestern. „Wir werden dieser Sache auf jeden Fall nachgehen“. Das Bundeskriminalamt wurde beauftrag, den Fall zu prüfen und Akten aus Nürnberg anzufordern. Sollte es hier Zusammenhänge geben, wäre das eine erneute Panne für die Ermittlungsbehörde Nürnberg.
Quelle: dpa